Am 6. Oktober 1901 starteten Melzer und sein Gefährte Emil Spötl zur Erstbesteigung der Nordwand der Östlichen Praxmarerkarspitze. Ein Wettersturz überraschte die beiden Alpinisten: Spötl stürzte tödlich ab. Seine Leiche wurde erst Tage später im Neuschnee am Wandfuß gefunden. Der Verbleib von Otto Melzer war zunächst unklar.
Durch die Vereisung war an eine Suche oder gar Bergung Melzers nicht zu denken. Erst ein knappes Jahr später - am 19.8.1902 - berichteten die "Innsbrucker Nachrichten", dass auch Otto Melzer gefunden wurde.
Offenbar konnte er sich nach dem Absturz Spötls auf einem Felsband halten. Dort ist Otto Melzer infolge des Wettersturzes erfroren: man fand ihn noch an einem Haken hängend.
Die Bergung gestaltete sich schwierig: Die abgeworfene Leiche blieb zunächst an einem Felskopf hängen. Nach mehrmaligen Bergeversuchen betonierte man einen Eisentritt ein und erreichte dann über Strickleitern die sterblichen Überreste. Tags darauf konnte Otto Melzer endgültig geborgen und zu Tal gebracht werden. Als Leiter der Bergungs-Expedition ist Alfred Pfannenschwarz aus Innsbruck überliefert.
An der Bergung waren auch Mitglieder der Alpinen Gesellschaft „Wilde Bande“ beteiligt. Protokolle zur Bergung hat der Hüttenwirt der Bettelwurfhütte Günter Amor veröffentlicht (Bergsteigergesellschaft „Wilde Bande“ Innsbruck, Universitätsverlag Wagner).
Zwei weitere Gefährten von Otto halfen bei der Bergung: Karl Grissemann – mit ihm bezwang er erstmals die Lizumer Nadel. Und Karl Berger - sein Kamerad bei der Erstbesteigung der Pflerscher Tribulaun-Nordwand - ein Jahr zuvor. Ein letzte Ehrbezeugung der beiden an die Verunglückten.
An das Unglück erinnert auch heute noch ein Denkmal auf dem Weg vom Hallangerhaus über Hallanger Alm zur Sunntigerspitze. Das Denkmal errichtete 1904 die Bergsteigerriege des Innsbrucker Turnvereines (daraus entstand 1907 die Hochgebirgsgruppe die "Alpine Gesellschaft Wettersteiner").
Die Praxmarerkarspitze(2.641 m), gehört zur Gleirsch-Halltal Kette, sie entspricht dem heutigen Schwierigkeitsgrad IV. Seit dem Unglück trägt sie den Namen „Melzerwand“.
Alle anderen Wände in der Umgebung wurden in der Folge durchstiegen. Es dauerte aber noch 10 (!) weitere Jahre, bis im Jahr 1911 die Melzerwand von Maier und Pfurtscheller erstbestiegen wurde. Ein Bericht dazu wurde 1937 im "Bergsteiger" (Hrsg. Deutscher und Österr. Alpenverein) veröffentlicht. Maier beschreibt darin ausführlich die Tour. Sie folgten der Melzer-Spötl-Route und fanden jenen Haken, an dem Otto Melzer gefunden wurde.
Bild links: Das Melzerdenkmal (freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Stephan Stieberger)