Nach dem Ausscheiden aus den Tiroler Kaiserjägern 1893 begann Melzers Bergsteiger-Phase. Doch er entwickelte sich weiter: Melzer wurde - gehandicapt durch eine Schulterverletzung und dadurch gezwungen "leiser zu treten" - zu einem der ersten alpinen Fotografen! Er verband Alpinismus und Fotografie und konnte als Kletterer teils spektakuläre Motive ablichten. Bilder, die wegen ihrer Qualität bald in Büchern und Publikationen veröffentlicht wurden.
Bildbände
Bereits 1900 geben Otto Melzer und Heinrich von Ficker das Buch "Meisterbilder aus Tirols Alpenwelt: Wanderungen in Innsbrucks Bergen" heraus (Preuss´ Institut Graphik, 51 Seiten).
Nach Melzers Tod veröffentlichen die beiden AAKI-Mitglieder Heinrich von Ficker und Otto Ampferer 1902 das Werk „Aus Innsbrucks Bergwelt - Wanderbilder aus Innsbruck Bergen“. Das Buch enthält 12 Kunstbeilagen in Gravur, 27 in Lichtdruck und 52 Textbilder. Das Buch enthält ausschließlich Aufnahmen von Otto Melzer (Schwick Verlag, 229 Seiten).
Ein Tipp: Besuchen Sie www.literature.at. Sie finden dort obiges Buch im Original vollständig eingescannt. ("Ampferer" als Suchbegriff eingeben) Die alten Fotos sind echte Hingucker!!
Melzers Erbe wird vermarktet
Das fotografische Erbe Melzers wurde sogar in Ansichtskarten weiterverwendet! So zum Beispiel in dieser aus dem Jahr 1904 – abgebildet sind hier die Schlicker Mandln (herausgegeben von seiner Schwester Tilde Melzer im gleichnamigen Verlag in Innsbruck). Das Bild selbst stammt vor 1900 und wurde mit einer 13x18 cm Plattenkamera aufgenommen.
Die hier abgebildete Ansichtskarte steht im Vereinseigentum. Ein anderes Ansichtskartenmotiv finden Sie im Kapitel Erstbegehungen von Otto Melzer.
Spätwerke nach Melzers Tod
Außerdem sehr erwähnenswert: „Meisterbilder aus Tirols Alpenwelt“, Texte von Heinrich von Ficker, 21 Kunstbeilagen und 36 Textbilder nach Originalaufnahmen von Otto Melzer, veröffentlicht in Berlin um 1930 – also lange nach Melzers Tod 1901!
Ampferer über Otto Melzer
„So groß seine Ziele und Erfolge waren - noch größer war seine Bescheidenheit. Er floh in die Berge, weil ihm das Leben so viel Arges bereitet, so viele heimtückische Fallen gestellt hatte. Dort oben fand er offene Gegner, riesengroße Streiter, da war ehrlicher Kampf, heldenmutiger Sieg oder wildtrotziger Untergang.“ (Auszug von „Das Karwendel", F. Bruckmair Verlag, München 1937). Als Motiv für dieses Worte darf unzweifelhaft echte Freundschaft angenommen werden. Die Wortwahl selbst (Kampf, Heldenmut) ist heute sicherlich im historischen Kontext zu lesen.